Erster Motorradweltmeistertitel 2020 vergeben!

 

Die Langstreckenweltmeisterschaft für Motorräder ( EWC ) kürte als erste Prädikatsserie

ihre Weltmeister im Coronajahr 2020. Die EWC begann jahresübergreifend bereits im September 2019 mit dem Bol D´Or in le Castellet/Frankreich über 24 Stunden und fand ihre Fortsetzung in den 8 Stunden von Sepang/Malaysia im Dezember 2019 ehe eine lange coronabedingte Pause kam. Die Wiederaufnahme der Serie fand mit den 24 Stunden von Le Mans/Frankreich im August 2020 statt bevor es nun zum Showdown mit den 12 Stunden von Estoril/Portugal kam. Vor dem Schlussakkord auf dem Kurs an der Algarveküste führte das SERT Suzuki Team aus Frankreich vor der japanischen F.C.C. Hondatruppe und dem YART Yamaha Team aus Österreich. Unmittelbar dahinter lag das Motorrad World Endurance Team von BMW und die Kawasaki des Teams SRC. Diesen fünf Teams wurden die besten Chancen eingeräumt die WM zu gewinnen wobei SERT Suzuki mit einem satten 40 Punktevorsprung in der Favoritenrolle waren.

YART auf der Pole Position
Im Training setzte dann die YART Mannschaft mit Karel Hanika / Marvin Fritz / Niccolò Canepa das erste Ausrufezeichen und sicherte sich die beste Startposition im 23 Maschinen starken Starterfeld. Bemerkenswert dabei war dass alle drei YART-Piloten unter der 1:39 Minuten Schallmauer während ihrer Qualirunde blieben. Zweiter in der Startaufstellung war die F.C.C. Honda, auf Platz 3 dann bereits die BMW. Markus Reiterberger, der zusammen mit Kenny Foray und Peter Hickmann die S1000RR über die 12 Stunden Distanz pilotieren wird war dabei mit 1.38,447 Minuten der schnellste aller Piloten. Die Suzuki des favorisierten SERT-Teams stand auf Startplatz 4.

Start um 9 Uhr morgens !
Das Finale der EWC startete mit der für ein Motorradrennen sehr ungewöhnlichen Startzeit von morgens 9 Uhr. Das war umso überraschender als das Nachtrennen im Rahmen der Langstrecken-WM sehr populär sind und immer wieder für ganz spezielle Atmosphäre sorgen. Doch aus Sicherheitsgründen entschloss man sich auf dem Kurs von Estoril die 12 Stunden absolviert zu haben bevor die Nacht die Strecke vollkommen verdunkelt. Als der schnellste Frühaufsteher entpuppter sich dann Gregg Black der seine Suzuki als Führender aus der Startrunde zurückbrachte. Es folgte eine turbulente erste Rennstunde. Während Louis Rossi vom deutsche ERC Ducati Team seine Panigale bereits in Runde 6 durch Sturz irreparabel zerstörte kämpfte sich Marvin Fritz nach einem schlechten Start vom letzten Platz bis auf Rang 2 vor. War das BMW Endurance Team mit Markus Reiterberger im Sattel nach der ersten Rennstunde in Führung sorgte ein Crash von Peter Hickmann für einen längeren Boxenstopp und der Rückfall auf Platz 19. In den nächsten Rennstunden führten wie immer bei Langstreckenrennen die unterschiedlich getimten Boxenstopps die Regie. So wechselte die Führung zwischen den Le Mans Siegern F.C.C. Honda, SERT Suzuki, SRC Kawasaki YART Yamaha und der überraschend starken Wójcik Yamaha mit Parkes/Rea/Morais. In Rennstunde 3 war dann YART Piloten so schnell unterwegs dass die Yamaha des österreichischen Teams die Führung über Stunden behaupten konnte.
Aufholjagd von BMW
Während das BMW Endurance Team nach dem Ausrutscher von Hickmann Position um Position gut machen konnte hatte Teamchef Hanspeter „Hämpu“ Bolliger vom gleichnamigen Schweizer Team einen traurigen Abschied aus der Boxengasse. Nach 38 Jahren Endurance Rennsport übergibt das Langstrecken-Urgestein das Zepter des Teamchefs an seinen 28- jährigen Sohn Kevin. Nach 2 Vizeweltmeistertiteln 2005 und 2010 wird sich der Teamgründer künftig um die Vorbereitung der Motorräder in der heimischen Werkstatt kümmern. Doch der Ausfall „seiner“ Kawasaki in der 4. Rennstunde durch einen Sturz machte diesen Abschied beim letzten Saisonrennen sehr schwer. Als es um 18:00 Uhr in das letzte Rennviertel ging lag die YART Yamaha 1 Runde vor F.C.C. Honda, Dritter war die Yamaha vom Team Wójcik eine weitere Runde zurück. Die Anwärter auf den WM - Titel – SERT Suzuki – hatte zu diesem Zeitpunkt durch eine kleinere Reparatur des Schaltgestänges 3 Runden Rückstand auf die Führenden und lagen auf Rang 4.
 

Dramatik in der letzten Rennstunde
3 Stunden vor Schluss bahnte sich bei YART ein kleines Drama an. Karel Hanika verlor in Führung liegend massiv an Vorsprung durch sehr mäßige Rundenzeiten. Eine abgebrochene Fußraste und der dadurch nötige Boxenstopp brachte YART und F.C.C. wieder bis auf wenige Sekunden zusammen. Während das Überraschungsteam Wójcik ihre Yamaha souverän auf Platz 3 hielt und SERT Suzuki mit Black/Simeon/Masson Platz 4 und somit den WM Titel absicherte lagen im Kampf um den Sieg YART und F.C.C. Honda innerhalb weniger Sekunden auseinander. Während die Dunkelheit langsam die Strecke von Estoril in Besitz nahm kam es zu den letzten Boxenstopps. Mike Di Meglio übernahm die Honda von Josh Hook, YART vertraute weiterhin auf Marvin Fritz. Als dieser 9 Minuten (!) vor Schluss nochmals zum Nachtanken an die Box musste schrumpfte der Vorsprung auf 28 Sekunden zusammen doch am Endergebnis änderte sich nichts mehr. YART Yamaha gewinnt mit Fritz/Hanika/Canepa das 12 Stundenrennen von Estoril vor F.C.C. Honda und der Yamaha vom Team Wójcik während SERT Suzuki mit dem 4. Platz ihren insgesamt 16. WM – Titel im Langstreckenrennsport gewinnt.

 

Text: Hartmut Reuschel             Bild: FIM EWC