Zur 43. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans für Motorräder
traten die Teams der Endurance World Championchip – EWC – am vergangenen Wochenende in Frankreich an. Im Gegensatz zu den früheren Ausgaben des Langstreckenklassikers gab es einige Veränderungen - angefangen von der allgemeinen Maskenpflicht über die Startzeit von 12:00 mittags bis hin zu den leeren Tribünen die keine echte Stimmung aufkommen lassen konnten. 38 Motorräder - 13 x Yamaha, 8 x Kawasaki, 7 x Suzuki, 4 x Honda, 3 x BMW1 x Ducati, 1 x Aprilia 1 x Metiss - aufgeteilt in 16 der großen EWC Maschinen und 22 der etwas schwächeren Stocksportmaschinen - schickten sich zur Mittagszeit an die Marathondistanz von 24 Stunden auf de 4,185 KM des Bugatti Circuit zu absolvieren. Gleich nach dem Start setzten sich die Favoriten mit den werksunterstützten Motorrädern vom Feld ab. Dabei war Mike Di Meglio auf der F.C.C. TSR Honda mit Abstand schnellster Mann. Er prägte die Anfangsphase und übergab die Maschine beim ersten Boxenstopp an seinen Teamkollegen Freddy Foray. In seinem Schlepptau die Führenden im WM–Gesamtklassement, SERT Suzuki, das aktuelle Weltmeisterteam SRC Kawasaki, das BMW World Endurance Team sowie die ERC Mannschaft mit der Ducati Panigale V4R. Das Team aus Karlsruhe war es dann auch dass für den ersten Aufreger sorgte. Auf Grund einer fehlerhaften Tankanzeige verpasste Randy de Puniet den ersten Tankstopp wodurch ERC aus der Spitzengruppe bis auf Platz 21 zurückfiel. Einsetzender Regen sorgte nach 2 Rennstunden für einige Stürze die glücklicherweise ohne gravierende Verletzungen für die Betroffenen blieben. Von den Spitzenteams erwischte zunächst Karel Hanika von YART – sein Ausrutscher warft die Truppe um Teamchef Mandy Kainz bis auf Platz 25 zurück. Das BMW World Endurance Team - zwischenzeitlich sogar in Führung liegend – rutschte nach Sturz von Kenny Foray im Regen auf Rang 6 zurück. Auch SERT Suzuki blieb nicht unverschont - Gregg Black rutschte eingangs Start und Ziel aus, der 3. Platz blieb der SERT Mannschaft aber erhalten da Black die Suzuki sofort wieder aufrichten und weiterfahren konnte. ERC-Ducati Pilot da Costa hatte ebenfalls einen Sturz, zusammen mit seinen Teamkollegen de Puniet und Rossi reihte sich die Panigale V4R nach der Reparatur wieder auf Platz 17 ein. Nachdem die Strecke langsam abtrocknete beruhigte sich das Treiben auf der Strecke und die Teams sicherten zunächst ihre Positionen ab bevor es in die lange Le Mans Nacht ging. Nach 8 Stunden führte die F.C.C. Honda mit Hook/Foray/Di Meglio vor der SRC Kawasaki mit Guarnoni/Nigon/Checa und der Suzuki mit Masson/Black/Simeon. Die ERC – Ducati hatte sich wieder auf Platz 13 vorgefahren, YART auf Platz 8 und das BMW Team war schon wieder auf Platz 4. Sehr effizient und ohne jegliches Problem waren zu diesem Zeitpunkt die beiden Yamahas der Teams VRD IGOL mit d4em Deutschen Florian Alt und 3ART Best of Bike unterwegs die sich auf den Plätzen 5 und 6 hielten. Das beste Stocksport Team lag zu diesem Zeitpunkt auf Platz 7, es war das Team MOTO AIN mit einer Yamaha.

Die lange Nacht von Le Mans verlief
auf der Rennstrecke an der Sarthe zunächst relativ unspektakulär. Die Teams spulten bei kühlen Temperaturen konstant ihre Runden ab wobei die F.C.C. Honda mit Mike di Meglio durch extrem schnelle Rundenzeiten in den Nachtstunden auf sich aufmerksam machte. Dann schlugen gleich mehrere Male die Gesetze der Langstrecke zu. Die auf dem zweiten Platz liegende SRC Kawasaki musste in Rennstunde 14 zu einer längeren Reparatur an die Box, verlor dort über 7 Minuten und musste Platz 2 an die SERT Suzuki abgeben. Nach Halbzeit des Rennens um 00:00 musste dann die ERC Ducati mehrmals außerplanmäßig an die Box bis schließlich um 3:00 Uhr das endgültige Aus kam. Auch das Bolliger Team aus der Schweiz, ein Urgestein in der Langstreckenszene und seit beinahe 40 Jahren schon am Start in der Endurance musste in der Nacht einen Sturz verzeichnen. Jan Bühn musste mit der Bolliger Kawa zu Boden und verletzte sich am Knöchel, das Team rutschte von Platz 11 auf 22 zurück. Nach 16 Stunden führte weiterhin F.C.C. Honda vor SERT Suzuki und SRC Kawasaki. Auf dem vierten Platz lag das BMW Werksteam knapp vor YART. Bestes Team in der Stocksportwertung war nach wie von das deutsche GERT56 Team bei dem die Rennamazone Lucy Glöckner für schnelle Rundenzeiten sorgte.

Das letzte Renndrittel
zeigte dann die ganze Spannung und Dramatik die in Endurance Rennen stecken. Bis 10:00 Uhr morgens fuhren die Teams bei sehr wechselhaften Wetterbedingungen auf Position halten.Doch dann kam es zwischen SERT Suzuki Pilot Gregg Black und einem langsameren Fahrer zu einer Kollision die die Suzuki zu einem Sturz ins Kiesbett zwang. Sofort sprang der Brite wieder auf die Maschine und brachte das Motorrad zurück zu Box, mit der folgenden Reparatur gingen aber insgesamt knapp 8 Minuten verloren. Platz 2 übernahm somit wieder die SRC Kawasaki, die Suzuki reihte sich wieder auf Platz 3 ein während die YART-Yamaha bis auf 1 Runde auf die Suzuki aufschließen konnte. Während das Team F.C.C. Honda weiterhin souverän die Spitze mit 4 Runden vor dem Zweitplatzierten halten konnte entbrannte der Kampf um die Plätze auf dem Podium zwischen Kawasaki, Suzuki und Yamaha erneut. Zeitweise lagen die Suzuki und die Kawasaki nur 30 Sekunden auseinander, doch spätestens nach dem letzten Boxenstopp
wenige Runden vor Schluss der 24 Stunden wurde deutlich dass die Piloten ihre Position jetzt halten wollten. So überquerte die F.C.C. Honda nach 816 Runden als viel umjubelter Sieger die Ziellinie als erster, gefolgt von der SRC Kawasaki (814) und der SERT Suzuki (813) . Die ganze Härte des Langstreckensport bekam die BMW Mannschaft zu spüren. Sicher auf dem 5. Platz liegend feuerte Schlussfahrer Ilya Mikhalchyk 12 Minuten vor Ende des Rennens die S1000RR mit hoher Geschwindigkeit ins Kiesbett, verletzte sich
dabei und konnte die Maschine somit nicht- wie vom Reglement gefordert, über die Ziellinie bringen. Im Gegensatz zum BMW Werksteam konnte das deutsche GTR56 Team mit dem Sieg in der Stocksportklasse einen großen Erfolg feiern. Das Finale der Langstrecken – WM wird am 26.09.2020 beim 12 Stunden Rennen in Estoril/Portugal
stattfinden. Dort wird SERT-Suzuki versuchen ihre Führung in der Gesamtwertung zu verteidigen und ihren insgesamt 16. WM – Titel zu gewinnen.

 

Text : Hartmut Reuschel                 Bild : FIM EWC