Saisoneröffnung in Australien
Am 29.Februar 2020 wird im australischen Phillip Island die Winterpause in der Motorrad - Weltmeisterschaft beendet. 126 Tage nach dem Showdown 2019 auf dem Losail International Circuit in Katar beginnen traditionell die Superbikepiloten die diesjährige WM-Saison der Motorradrennfahrer. 21 Piloten aus 12 Ländern sind gemeldet um den WM-Titel 2020 in der Superbike-Klasse auszufahren. Dabei  werden die Piloten bei 13 Veranstaltungen in Australien, Asien, Europa und Südamerika insgesamt 39 Rennen austragen – 13 Sprintrennen über eine Distanz je nach Streckenlänge zwischen 8 und 10 Runden sowie 2 Hauptrennen -  Samstag / Sonntag - mit einer Länge zwischen 16 und 22 Runden. Nach  einer 2- jährigen Pause steht auch Deutschland wieder auf dem Terminkalender. In Oschersleben wird am 1. und 2.  August beim 9. Rennwochenende der Saison 2020 um WM-Punkte und Pokale gekämpft.

 

20 Fahrer jagen Dauerweltmeister Jonathan Rea
Kawasaki
plant mit ihrem Dominator der Superbike-WM, Jonathan Rea, Weltmeister der Jahre 2015, 2016, 2107, 2018 und 2019 den 6. Titel in Folge holen. Die Kawasaki ZX-10RR gilt als absolut ausgereift, standfest und schnell genug um diese Vorhaben auch umsetzen zu können. Als neuer Teamkollege von Rea ist Alex Lowes zum Team gestoßen. Der ehemalige Britische Superbikemeister gilt als schnell jedoch sturzanfällig und ist im Team die klare Nummer zwei. In der vergangenen Saison fuhr Lowes für das Team GRT Yamaha und konnte mit insgesamt 9 Podestplätzen auf sich aufmerksam machen. In der Endabrechnung der WM landete er auf Rang 3.  
    
Ducati bringt wieder die Panigale V4 R an den Start und ist werkseitig mit den Piloten Chaz Davies und Scott Redding vertreten. Obwohl Davies schon seit 2014 für die roten Renner aus Bologna an den Start geht, 30 WM-Läufe damit gewonnen hat und 3-mal Vizeweltmeister wurde, gilt seine Nummer 1 Position im Team nicht als sicher. Die letzte Saison erbrachte für den Routinier nur einen Sieg während der damalige Teamkollege Bautista 16-mal auf dem obersten Treppchen stand. Nachdem Bautista das finanziell verlockende Angebot von Honda annahm kam als neuer Teamkollege von Davies der Engländer Scott Redding ins Team. Redding ist MotoGP-erfahren, aktueller Britischer Superbike-Champion und war bei den Vorsaisontests schnellster Ducati-Pilot.

 

BMW hat nach der Comebacksaison 2019 dieses Jahr hohe Ziele. Nichts weniger als Rennsiege stehen auf der Agenda von Werkspilot Tom Sykes, dem Superbikeweltmeister 2013. Ihm zur Seite steht dieses Jahr Eugene Laverty, schneller ex-MotoGP-Pilot und 13-facher Superbike Laufsieger. Der 34- jährige Nordire wurde in den letzten Jahren mehrmals Opfer von spektakulären High-Speed-Chrashes und ersetzt Markus Reiterberger der keinen Superbikevertrag für 2020 mehr bekam. Tom Sykes gilt mit seiner ganzen Erfahrung als der richtige Mann dem Werksteam von BMW die letzten noch fehlenden Inputs zu geben um aus der S 1000 RR wieder ein Siegermotorrad machen zu können.    

 

Yamaha bringt werkseitig gleich 2 Teams an den Start. Der Niederländer Michael van der Mark und Toprak Razgatlioglu aus der Türkei, beide schon Laufsieger in der Superbike-WM, bilden das Einsatzteam das für Siege und Platzierungen in der WM sorgen soll. Das Juniorteam mit Geritt Gerloff/USA und Frederico Caricasulo/Italien soll 2020 Erfahrungen sammeln und sich langsam an die Weltspitze heranfahren. Van der Mark gilt bei den Experten als Geheimfavorit für den WM-Titel sollte Seriensieger Rea Schwäche zeigen. Der Niederländer fährt das 4. Jahr für Yamaha, kennt Stärken und Schwächen der YZR-M1 genau  und verfügt mittlerweile über ausreichend Erfahrung um in den Titelkampf eingreifen zu können. Sein neuer Teamkollege  Razgatlioglu schloss die letzte Saison auf einem starken 5. Platz in der Endabrechnung ab obwohl seine letztjährige Kawasaki ZX-10 RR technisch nicht den Stand der Werksmaschinen hatte. 13 Podestplätze – darunter 2 Siege – zeigen aber dass auch der junge Türke durchaus Chancen hat nach dem WM-Titel zu greifen. 

   

Honda wagt 2020 ein Comeback mit einem reinen Werksteam. Der grösste Motorradhersteller der Welt  hatte in den vergangenen Jahren mit seinen Kundenteams desaströse Ergebnisse in der WM erzielt - jetzt soll mit einem eigenen Werksteam alles besser werden. Mit Alvaro Bautista und Leon Haslam hat Honda zwei Hochkaräter als Fahrer verpflichtet, mit der CBR 1000 RR steht den Piloten ein neu entwickeltes Renngerät zur Verfügung, im Hintergrund ist mit HRC die Honda Rennabteilung für Weiterentwicklung und Support in Bereitschaft. Es stellt sich die Frage ob dies alles schon im ersten Jahr greift oder die arrivierten Teams doch noch einen Vorsprung vor dem Motorradriesen aus Hamamatsu haben. Die Testfahrten im Vorfeld der neuen Saison zeigten einen starken Leon Haslam der auf Tuchfühlung mit den Schnellsten war, Alvaro Bautista  fehlen dagegen zur Spitze noch etwas mehr als 1 Sekunde.

 

Sandro Cortese ist als deutscher Starter wieder mit dabei
In den sogenannten  Independent Teams - Teams ohne direkte Werksunterstützung - gehen weitere namhafte Piloten an den Start der Superbike-WM. Dort hat auch Sandro Cortese Unterschlupf gefunden nachdem er an eine Fortsetzung seiner Superbike-Karriere schon fast nicht mehr geglaubt hatte. Der Berkheimer, ex-Weltmeister der Moto3 und der Supersportklasse, dessen Yamaha-Vertrag trotz ansprechender Resultate für 2020 nicht mehr verlängert wurde, konnte sich den letzten freien Fahrerplatz im Team von Lucio Pedercini auf dessen Kawasaki ZX-10RR sichern. Damit findet sich Cortese im Starterfeld unter so illustren Namen wie Leon Camier, Xavi Fores oder Loris Baz deren Motorräder allesamt technisch nicht absolut identisch mit denen der Werksfahrer sind. Trotz alledem
ist der technische Standart so hoch dass WM-Punkte und Podestplatzierungen mit diesen Maschinen jederzeit zu erreichen sind.  Läuft alles wie vorgesehen wird es nun bis zum Saisonfinale am Circuito San Juan Villicum San Juan in Argentinien dauern bis man weiss welches der Motorräder die am Start sind - 2x BMW S1000-RR, 6x Ducati Panigale V4R, 5x Yamaha YZF- R1, 5x Kawasaki ZX10-RR und 3x Honda CBR1000-RR  - am Saisonende mit der obligatorischen Nummer 1 des Weltmeisters verziert wird.

 

Text: Hartmut Reuschel       Bild : moto-foto