Motorrad-WM mit Abschluss in Portugal
Zum Finale der diesjährigen Motorradweltmeisterschaft reiste Tross, immer unter Beachtung der aktuellen Coronaregeln, nach Portimao in Portugal. Bei sommerlichen Temperaturen nahmen einige Piloten zum letztem Mal auf ihrem Motorrad Platz und wollten sich mit einer ansprechenden Leistung vom Team verabschieden. Der 4,592 Km lange Algarve International Circuit mit 9 Rechts und 6 Linkskurven wurde 2008 erbaut und stand zum ersten Mal auf der Terminkalender der MotoGP. Durch Steigungen von bis zu 12 % und Gefälle von bis zu 6 % hat die Strecke schnell den Spitznamen Achterbahn von den Piloten verliehen bekommen.

Oliveira auf Poleposition im letzten Abschlusstraining der Saison 2020
Das letzte Qualifying am Samstagnachmittag spiegelte in vielen Facetten den Saisonverlauf dieser außergewöhnlichen Saison wieder. Da stand das hochgepriesene Ducati Werksteam mit Dovizioso und Petrucci nur auf den Startplätzen 12 und 18 und wurde, wie fast im gesamten Verlauf der Saison, den hohen Ansprüchen nicht gerecht. Dagegen standen in der ersten Startreihe allesamt Piloten die sowohl die Leistung ihres Teams als auch ihre eigene Perfomance aus 2020 bestätigen konnten. Poleposition für Miguel Oliveira auf der bärenstarken KTM die den Anschluss an die Weltspitze dieses Jahr schafften. Zweite Startposition für Franco Morbidelli der damit nicht nur seine zwei Grand Prix-Siege in 2020 bestätigte sondern auch den Gewinn des Titels für Petronas Yamaha STR für das beste privat eingesetzte Team im Rahmen der MotoGP. Jack Miller auf Startplatz 3 rechtfertigte mit dieser Leistung eine weiteres Mal seinen Aufstieg vom Pramac Kundenteam in das offizielle Werksteam von Ducati. Er soll die Nachfolge von Andrea Dovizioso antreten und den Roten aus Bologna 2021 endlich den ersehnten WM-Titel bringen. Und noch ein Mann aus der Startaufstellung von Portimao verdient Beachtung – Stefan Bradl. Der 30-jährige Honda Testfahrer, der in diesem Jahr als Ersatz für den langzeit verletzten Marc Marquez auf der Repsol Honda zum Einsatz kam, hat mit Startplatz 6 ein klares Statement für die bereits verkündete Vertragsverlängerung mit Honda abgegeben.

Heimsieg für Miguel Oliveira !
In dieser so anders verlaufenen MotoGP-Saison passte sich das letzte Rennen mit seiner Dramaturgie perfekt ein. Es war so wie bislang noch keines der zurückliegenden 13 Rennen.
Bereits wenige Meter nach dem Start setzten sich Oliveira/KTM, Morbidelli/Yamaha und Miller/Ducati vom Feld ab und tauschten die folgenden 24 Runden nicht mehr ihre Plätze!
Während sich Oliveira ganz entgegen den sonstigen Rennverläufen der MotoGP sich bis zu 4,3 Sekunden Vorsprung herausfahren konnte wartete Jack Miller bis in die letzte Runde auf einen Angriff auf Platz 2. Diesen führte er dann spektakulär und gekonnt durch und bescherte seinem Pramac Team zum Abschied einen weiteren Podestplatz. Der geschlagene Morbidelli konnte sich nicht nur über Platz 3 sondern auch über den Vizeweltmeistertitel freuen. Miguel Oliveira hatte mit seinem Sieg das perfekte Abschiedsgeschenk für seinen Chef, Herve Poncheral vom KTM Tech3 Team parat, wechselt der Portugiese doch 2021 ins offizielle KTM Werksteam über. Während sich Pol Espargaro mit einem feinen 4.Platz vom KTM Factory-Team Richtung Honda verabschiedete feierte Stefan Bradl mit Rang 7 einen guten Saisonabschluss für das in 2020 so gebeutelte Repsol Honda Team. Altmeister Rossi überquerte bei seinem letzten Rennen im Yamaha Werksteam den Zielstrich als Zwölfter, der Multi-Weltmeister startet nächstes Jahr neben seinem Zögling Franco Morbidelli im Petronas Team. Auch Cal Crutchlow sagte Goodbye- der LCR- Hondapilot ist in der kommenden Saison als Yamaha-Test und Ersatzfahrer im Einsatz. Alle Beteiligten der Motorrad-WM - Fahrer, Mechaniker, Teamchefs, Organisatoren, Sponsoren etc. - können auf eine sehr ungewöhnliche, aber ebenso spannend verlaufene Saison 2020 zurückblicken die so im Frühjahr dieses Jahres niemand für möglich gehalten hätte und die Mut macht für 2021.

 

Text: Hartmut Reuschel Bild: moto-foto

Zwischen diesen beiden Aufnahmen liegen 20 Jahre Motorsportaction!

Bild oben zeigt Kenny Roberts jr. der im Jahr 2000 für Suzuki die WM

in der Klasse bis 500 ccm auf der RGV500 gwinnen konnte.

Das Bild unten zeigt den neuen Weltmeister Jaon Mir auf der Suzuki GSX-RR

Entscheidung in der Motorrad- WM gefallen!
Der zweite Motorrad Grand-Prix innerhalb einer Woche in Valencia sollte die Entscheidung um den Titel in der Königsklasse, der MotoGP bringen. Mit Joan Mir und Alex Rins, beide auf Suzuki, sowie Fabio Quartararo/Yamaha standen die drei Kanditaten mit den besten Chancen bereit.
Dazu gab es die üblichen Rahmenbedingungen die in dieser so anderen Coronasaison das Geschehen im Umfeld bestimmten. Leere Tribünen und damit große Tristesse rund um die Strecke, ein abermals verletzungsbedingt abwesender Weltmeister Marc Marquez der wieder durch Stefan Bradl vertreten wurde sowie Corona Tests die im Vorfeld für große Unruhe und Unsicherheiten sorgten. Valentino Rossi war davon (wieder) betroffen, stand sein Start für Valencia 2 doch auf der Kippe und wurde erst in letzter Minute durch einen weiteren, negativen Coronatest möglich.
WM–Favoriten mit schwachem Zeittraining
Das Qualifikationstraining am Samstagnachmittag wurde durch leichte Regenschauer zu einem echten Pokerspiel. Wer erwischt eine trockene Runde, wer leidet unter den feuchten Bedingungen und wer bringt sich für den Rennsonntag in eine gute Ausgangsposition. Gelitten hat am meisten
Alex Marquez der einen furchterregenden Abflug von seiner Honda erleben musste und vom vorletzten Startplatz aus das Rennen am Sonntag in Angriff nahm. Leiden mussten aber auch die drei WM-Anwärter Mir, Rins und Quartararo, belegten sie doch im Abschlusstraining lediglich die Plätze 12, 14 und 11 und standen somit nur in den Startreihen vier und fünf für das Rennen. Startreihe ein zeigte die derzeit herrschende Markenvielfalt in der MotoGP. Polesetter Franco Morbidelli pilotiert eine Yamaha M1, sein Nebenmann Jack Miller eine Ducati GP20 und der dritte Mann in Reihe eins, Takaagi Nakagami sitzt auf einer Honda RC 213V. Nimmt man noch Pol Espargaro /KTM auf Startplatz fünf und und dessen Bruder Aleix Espargaro /Aprilia auf Startplatz 7 dazu sind bis auf die so erfolgsverwöhnten Suzukis GSX-RR alle Fabrikate der MotoGP innerhalb der 7 besten Startplätze vertreten. Mehr Ausgeglichenheit hat es bislang selten in der Motorrad-WM gegeben.
Joan Mir wird auf Suzuki MotoGP-Weltmeister im Jubiläumsjahr
Noch bevor sich die 21 MotoGP-Piloten auf die 27 Runden Distanz machten blickte der ein oder anderer im Fahrerlager nochmals auf den Saisonstart zurück. Bei dieser Rückschau wurden neben Marc Marquez einige Namen und Fabrikate genannt die das Zeug zum WM-Titel hätten – Suzuki und Joan Mir waren jedoch nicht dabei. Doch ausgerechnet das neben Aprilia kleinste Team im MotoGP Paddock hat effizient und zielgerichtet gearbeitet und in einer schwierigen Saison verdient und bravourös mit Joan Mir den Fahrertitel und mit der Kombination Mir/Rins den Markentitel gewonnen. Dafür reichte den beiden Suzuki-Piloten Rang 5 von Alex Rins und Platz 7 von Joan Mir. Unterstützung, wenn auch unfreiwillig bekamen, sie von Fabio Quartararo der in Runde 9 stürzte und alle WM-Hoffnungen begraben musste. Ganz vorn um den Tagessieg beim Grand Premio Motul de la Comunitat Valenciana - so der offizielle Titel des Rennens - kämpften Franco Morbidelli/Yamaha und Jack Miller/Ducati. KTM Fahrer Pol Espargaro lag über die gesamte Renndistanz auf einem sicheren dritten Platz, konnte aber in den Kampf um den Sieg nicht eingreifen. Doch auch dieser 3. Platz zeigt zusammen mit Brad Binder/5. und Miguel Oilveira/6. dass KTM den Anschluss an die Weltspitze im Motorrad Grand-Prix-Sport hergestellt hat. Der Ausgang um den Tagessieg war dann denkbar knapp. Nachdem Morbidelli über 25 Runden lang mit Zeitweise über 1 Sekunde vor der Konkurrenz in Führung lag schmolz sein Vorsprung in den beiden Schlussrunden dramatisch. Jack Miller konnte dann eingangs der letzten Runde seine Ducati erstmals an die Spitze setzen, wurde jedoch in der folgenden Kurve von Morbidelli wieder überholt. Noch 3 Mal tauschten die beiden Kontrahenten in dieser Schlussrunde ihre Positionen ehe die Yamaha M1 vom Team Petronas STR mit 0,093 Sekunden Vorsprung vor der Pramac Ducati GP20 die Ziellinie überqueren konnte. Der ganz große Suzuki-Jubel brach dann allerdings weitere 8,729 Sekunden später aus als der neue Weltmeister Joan Mir auf der blau-silber lackierten GSX-RR die karierten Flagge nahm - Gewinn der MotoGP-Weltmeisterschaft 100 Jahre nachdem Michio Suzuki das Unternehmen im Jahr 1909 gegründet hatte und mit der Herstellung von Webstühlen ins Industriezeitalter startete !

 

Text: Hartmut Reuschel             Bild: moto-foto

 

 

Endspurt in der Motorrad-WM
Die Motorradweltmeisterschaft ging am vergangenen Wochenende mit dem Großen Preis von Europa auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia in ihre Schlussphase. An gleicher Stelle wird in einer Woche der Große Preis der Region Valencia stattfinden ehe es dann zum letzten Rennen der Saison nach Portugal geht. Im Vorfeld gab es negative Schlagzeilen für Yamaha. Die technischen Kommissare stellten bei einer Kontrolle fest dass Yamaha Teile verwendete die von der technischen Kommission nicht abgenommen waren. Im Detail handelte es sich um die Ventile des Yamaha M1 Triebwerks die in allen vier Maschinen beim ersten Saisonrennen in Jerez eingesetzt wurden. Teamchef Lin Jarvis sprach von einer folgenschweren Verwechslung von Yamaha da die Ventile zwar baugleich mit den abgenommenen Ventilen seien jedoch von einem anderen Hersteller stammten. Da den Fahrern keine (Mit)Schuld nachgewiesen werden konnte wurden somit nur Yamaha als Hersteller als auch Yamaha Petronas als Team mit Punktabzug sowohl in der Hersteller als auch in der Teamwertung bestraft. Die positive Meldung von Yamaha war die Rückkehr von Valentino Rossi der nach drei Wochen Corona-Quarantäne am Freitagabend mit einem negativen Covid Testergebnis Einlass ins Fahrerlager bekam und somit am Samstag an den Trainingssitzungen teilnehmen konnte.
KTM und Suzuki stark im Qualifikationstraining
Als Pol Espargaro in den Schlussminuten sich an die Spitze der Zeitenliste setzte wurde deutlich welch starke Leistung die Truppe aus Mattighofen vollbracht hatte. Mit der Poleposition von Espargaro, Startplatz 7 für Oliveira und Startplatz 10 für Brad Binder waren alle KTM´s in den Top Ten. Iker Lecuona, der normalerweise eine weitere RC16 pilotiert, musste auf Grund einer für ihn angeordneten Corona-Quarantäne passen. Mit den Startplätzen 2 für Rins und 5 für Mir brachte sich das Ecstar Suzuki Team in eine ausgezeichnete Position für das Rennen. Beide Suzukipiloten sind bekannt dafür nicht unbedingt die stärksten im Qualifying zu sein. Takaaki Nakagami war bester Hondafahrer auf Platz 3, die beiden Ducatis von Zarco (4 ) und Miller (6) vervollständigten die ersten beiden Startreihen. Und Yamaha ? Wo waren Quartararo, Vinales und Morbidelli die allesamt noch Chancen auf den WM-Titel haben? Nach einem desaströsen Training war es Franco Morbidelli der mit Startplatz 9 noch der beste M1-Pilot war, der WM-Zweite Quartararo landete auf Platz 11 und Vinales musste auf Grund eines Motorwechsel gar aus der Boxengasse starten. Späteinsteiger Rossi startete von Platz 17 aus ins Rennen.
Suzuki sorgt für Vorentscheidung im WM-Kampf
Das Rennen über 27 Runden auf der 4,005 Km langen Strecke schrieb zwei Geschichten. Die eine erzählt eine souveräne und ungefährdete Reise des Suzuki Teams zu einem viel umjubelten Doppelsieg, die andere die Geschichte von 6 Rennstürzen und zwei technischen Ausfällen die die WM Wertung gehörig ins Wanken brachte. Es begann mit dem Ausrutscher von Fabio Quartararo der bereits in Runde zusammen mit Aleix Espargaro/Aprilia zu Sturz kam und sich damit wohl der Chancen auf den WM Titel beraubte. Danach waren es Rossi/Yamaha und Rabat/Ducati mit technischem Defekt sowie Crutchlow/Honda, Bagnaia/Ducati und Alex Marquez/Honda die stürzten und das Rennen aufgeben mussten. Von all dem bekamen die Suzuki-Twins Rins und Mir wenig mit. Nachdem sie in Runde 3 die Führung von Pol Espargaro übernommen hatten umkreisten sie den Circuit Ricardo Tormo im Gleichschritt bis Joan Mir in Runde 16 die Führung an sich riss und diese bis ins Ziel mit konstant schnellen Rundenzeiten verteidigen konnte. Mit seinem Premierensieg in der MotoGP baute der 23-jährige Spanier aus Palma de Mallorca seinen Vorsprung im WM Klassement auf 37 Punkte vor Teamkollege Rins und Yamahapilot Quartararo aus. Auch Maverik Vinales besitzt mit 121 Punkten noch WM-Chancen. Hondatester und Marc Marquez-Ersatz Stefan Bradl landete auf Platz 12.

 

Text: Hartmut Reuschel Bild: moto-foto