Saisonfinale der MotoGP 2021

Nachdem sich Fabio Quartararo beim 16. WM-Lauf auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli Ende Oktober dem Weltmeistertitel gesichert hatte ging es bei den beiden letzten Rennen der Saison in Portimao/Portugal und Valencia/Spanien darum die beiden noch vakanten Titel in der Konstrukteurswertung und des besten Teams der Saison auszufahren. Außerdem wurde das eine oder andere Teil am Motorrad für die kommende Saison bereits getestet und schließlich wollten sich 3 Piloten aus der MotoGP verabschieden. Mit Valentino Rossi steigt die

Ikone der MotoGP vom Rennmotorrad, Danilo Petrucci verläßt die Straßenrennszene und versucht sein Glück bei der Dakar Rallye und Iker Lecuona wird 2022 in der Superbike Weltmeisterschaft seine Karriere fortsetzen.
 

17.WM-Lauf in Portimao – Sieg für Bagnaia
Große Unruhe vor dem Rennen an der Algarveküste gab es bei Honda. Nachdem sich Marc Marquez im Laufe der Saison immer besser in Form gebracht hatte und zuletzt das Rennen in Austin /Texas gewinnen konnte verzeichnete der Multiweltmeister einen Sturz im Offroad-Training

und musste die Teilnahme an beiden Rennen absagen. Insbesondere die Testfahrten nach dem Valencia Grand Prix werden dem Team und seinem Fahrer somit schmerzlich fehlen. Stefan Bradl sprang für Teamleader Marquez ein weiteres Mal ein und holte sich am Rennsonntag einen weiteren WM- Punkt mit Rang 15 ab. An der Spitze der Wertung stand mit Francesco Bagnaia der Mann der als einziger die Möglichkeit hatte Weltmeister Quartararo den Titel doch noch zu entreißen doch sein Sturz in Misano machte den Franzosen dann doch frühzeitig zum Champion. Da diesmal der neue Weltmeister zu Sturz kam hatte Ducati-Pilot Bagnaia nicht die ganz große Gegenwehr und holte sich nicht nur Saisonsieg Nummer 3 sondern für Ducati auch den WM-Titel für den besten Hersteller. Dazu beigetragen hat auch Ducati Teamkollege Jack Miller der sich mit Rang 3 hinter dem entthronten Weltmeister Joan Mir/Suzuki einen weiteren Podestplatz sichern konnte.

18. WM-Lauf in Valencia – 3-fach Sieg für Ducati
Nach 27 Runden auf dem Circuit Ricardo Tormo vor den Toren Valencias brachen alle Dämme! Sowohl auf der Strecke als auch in den Boxen und auch auch den Tribünen wurde ausgelassen gefeiert und die MotoGP-Piloten verabschiedet. Für die meisten wird es eine Winterpause, unterbrochen von Testfahrten und Training, für Valentino Rossi wie auch für Lecuona und Petrucchi ein Abschied von der MotoGP. Das Rennen zuvor zeigte noch einmal eine großen Kampf um den Sieg, diesmal zwischen den 3 Ducati-Piloten Bagnaia, Miller und Martin sowie dem Suzuki-Duo Rins und Mir. Während der große Valentino Rossi in seinem letzten Rennen auf 2 Rädern um eine Top Ten Platzierung kämpfte ging es zwischen den Ducatis und den Suzukis um WM-Punkte und Siegerpokale. Die gingen letztendlich alle nach Borgo Panigale, einem Stadtteil von Bologna und der Heimat von Ducati. In Abwesenheit der beiden verletzten Honda Werkspiloten Marquez und P. Espargaro zeigte Vizeweltmeister Franceso Bagnaia auf der GP21 warum er bereits jetzt zu den WM-Favoriten für die nächste Saison gezählt werden muss und holte sich Saisonsieg Nummer 4. Der Rookie of the Year, Jorge Martin, wurde Zweiter, noch vor Ducati Werkspilot Jack Miller. Nach dem Sturz von Alex Rins in Runde 11 hielt Joan Mir die Suzuki GSX-RR mit an der Spitze und sicherte sich Platz 4 vor Weltmeister Fabio Quartararo. Während die Sieger auf dem Podest in gewohnter Weise der Siegeshymne lauschten und anschließend den Sekt versprühten ging die ganz große Feier in der Box Nummer 46 ab – Rossi holte sich in seinem letzten Rennen den gewünschten Top Ten Platz und ließ sich abschließend gebührend feiern.

 

Text: Hartmut Reuschel       Bild: moto-foto        www-motogp.com

 

 

 

 

Die Motorradwelt verneigt sich vor Valentino Rossi

Am kommenden Wochenende geht beim letzten WM-Lauf der Saison 2021 im spanischen Valencia eine der ganz großen ( Motor)-Sport Karrieren zu Ende. Zumindest vom aktiven Geschehen als Motorradrennfahrer wird sich Valentino Rossi verabschieden und ab 2022 als Teamchef auf der anderen Seite der Boxenmauer stehen. Mit Rossi verlässt die Ikone der MotoGP den Grid und wird – und das ist den Verantwortlichen bewusst - eine Lücke im Starterfeld hinterlassen die nicht zu schließen sein wird. Natürlich wird die MotoGP auch im kommenden Jahr an den Start gehen und es werden auch sicherlich wieder spannende Rennen zu sehen sein, doch die neongelbe Startnummer 46 wird fehlen. Die Fangemeinde, die in den vergangenen 25 Jahren an die Rennstrecken gekommen ist um den charismatischen Italiener aus Urbino zu bestaunen, wird kleiner werden wenngleich viele von Ihnen der MotoGP die Treue halten werden. Und diese Treue wurde oftmals durch Rossi entfacht der weit über den Motorradrennsport hinaus auch Menschen bekannt ist die ansonsten nichts mit Rennsport oder Motorrädern gemein haben. Der von seinen Anhängern respektvoll „ Doctor „ genannte Rossi gehört zu den Sportlern die weltweit einen hohen Bekanntheitsgrad haben der weit über den Dunstkreis ihrer ausgeübten Sportart reicht. Vergleiche mit Pele, Franz Beckenbauer, Jim Clark oder Boris Becker sind durchaus angebracht wenn es um die Popularität des mittlerweile 42-jährigen Italieners geht.

Grund dafür sind in erster Linie die Erfolge die Rossi in 25 Jahren Motorrad – WM einfahren konnte, aber auch die Art und Weise wie er Siege feierte und zelebrierte sorgten dafür dass es diese weltweit hohe Präsenz für ihn gibt. Den Grundstein für die große Karriere von Valentino wurde von Vater Graziano Rossi gelegt der zwischen 1977 und 1982 selbst aktiver Pilot in der Motorrad - Weltmeisterschaft in den Klassen 250- ccm und 500-ccm war. Drei Grand-Prix Siege und ein 3. Platz im WM-Klassement der 250-ccm Klasse 1979 waren die größten Erfolge von Rossi sr. Valentino wurde von Vater Graziano zunächst zum Kartsport geführt und war dort auf regionaler Ebene auch erfolgreich, doch 1991 stieg er dann auf Minibikes um und damit begann eine der größten Karrieren im Motorradrennsport. Nach dem Gewinn der italienischen Meisterschaft in der 125-ccm Klasse startete Rossi jr. 1996 in der Weltmeisterschaft als siebzehnjähriger, gewann bereits in seiner ersten Saison seinen ersten Grand- Prix und holte sich nur ein Jahr später, 1997, seinen ersten WM-Titel in der 125-ccm Klasse auf Aprilia. Nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft in der 250-ccm Klasse 1999 mit 9 Siegen bei 14 Rennen kam er Aufstieg in die Königsklasse des Motorradrennsport – der Klasse mit 500-ccm. Auch hier schaffte Rossi gleich in seinem Premierenjahr den ersten Sieg und 2001 folgte die vorläufige Krönung seiner Karriere, der Gewinn der Weltmeisterschaft in der 500-ccm Klasse. Der Wechsel von den Zweitaktraketen zu den Rennmaschinen mit 4-Taktmotor, die ab 2002 unter dem Label MotoGP die Premiumklasse des Zweiradsports verkörperten, hatten für Rossi eher positive Auswirkungen. Die WM-Titel in den Jahren 2002 und 2003 gingen an den Ausnahmekönner mit der Startnummer 46 mit der bereits Vater Graziano auf den Rennstrecken aktiv war. Auch der Wechsel vom größten Motorradhersteller Honda zum weitaus kleineren Yamaha-Werk tat den Erfolgen von Rossi keine Abbruch – auch die Weltmeisterschaft 2004 und 2005 gingen an die „46“. Nach 2 Jahren ohne Titelgewinn und den Schlussrängen 2 (2006) und 3 ( 2007 ) fuhr Rossi in den Jahren 2008 und 2009 auf seiner Yamaha YZR-M1 insgesamt 29 Grand-Prix Siege (!) und die WM-Titel Nummer 8 und 9 ein. Diese Jahre waren in seiner Karriere rückblickend wohl die erfolgreichsten, auch im Bezug auf seine eigene Legendenbildung. Parallel zu seinen Erfolgen stieg der Bekanntheitsgrad der MotoGP sowohl bei Zuschauern und Fans als auch bei den Medien weltweit. Die MotoGP entwickelte sich in dieser Zeit zu einem ernsthaften Konkurrenten der Formel 1 im Kampf um die Zuschauergunst.

Und mittendrin immer die neongelbe Nummer 46 mit all ihren Begleiterscheinungen – Mützen, T-Shirts, Schals und unzählig viele weitere Fanartikel in der gleichen Farbe, die zusammen mit gelben Rauchbomben, die bei Rennen mit Rossi regelmäßig gezündet wurden, zeigten wen die Fans huldigten und wer am meisten verehrt wird. 430 mal startete Rossi biszum Rennen in Valencia in 26 Jahren zu einem WM-Lauf, 115 davon konnte er gewinnen, 235 mal stand er auf dem Podium – einzigartig, wenngleich sein italienischer Landsmann Giacomo Agostini mit 15 WM-Titeln und 122 Grand-Prix Siegen in den Statistiken noch vor Rossi steht. Mit seinem Wechsel zu Ducati 2011verabschiedete sich Rossi vorerst aus den Siegerlisten der MotoGP. 3 Podiumsplätze in 2 Jahren waren die magere Ausbeute der Traumehe zwischen dem italienischen Campione und der roten Diva aus Bologna. So war die Rückkehr zu Yamaha 2013 unabdingbar und Rossi war wieder bereit für Siege und Titel. Doch mit dem Einzug von Marc Marquez in die MotoGP begann eine andere Zeit in der Königsklasse. Hochtalentiert und schnell, dazu frech und ohne jede Angst vor dem großen Namen holte sich nun Marquez mehrere WM-Titel in Folge, für Rossi blieben bis 2016 nur die Titel des Vizeweltmeisters übrig. Danach begann für die Ikone der MotoGP die Zeit in der Siege und Podestplatzierungen immer seltener wurde. 2018 holte er mit der Yamaha seinen (vorerst) letzten Grand-Prix Sieg in Assen, 2020 folgte dann in Jerez der (vorerst) letzte Podestplatz seiner großen Karriere.

Wie treu die große Fangemeinde des Champion ist wurde in den letzten Jahren immer deutlicher.

Obwohl die ganz großen Erfolge auf der Rennstrecke ausblieben und andere Piloten um Siege und Titel kämpften - eine Farbe dominierte die Tribünen rund um die Strecken – das berühmte Neongelb mit der 46. Ob in Europa, Asien, Australien oder Amerika - wenn die Kameras kurz vor Rennbeginn auf die Tribünen schwenkten und einige Stimmungsbilder einfingen, es waren stets die gelben Rauchbomben und die neongelben Kappen und Shirts die im TV zu sehen waren und sie transportierten damit eine Botschaft: Hier und heute steht einer der größten Motorradrennfahrer aller Zeiten am Start - Valentino Rossi !

 

Text : Hartmut Reuschel      Bilder : moto-foto