Der WM-Kampf verläuft spannend wie selten zuvor!
Das 2. Rennen der MotoGP innerhalb einer Woche auf der Strecke im Motorland Aragon hatte
die gleichen Voraussetzungen wie die Erstausgabe vor Wochenfrist. Beim Rennen, das als Großer Preis von Teruel in die Statistik eingehen wird waren weder der langzeitverletzte Weltmeister Marc
Marquez im Starterfeld zu finden noch Superstar Valentino Rossi der sich in Italien immer noch in Quarantäne befand. Das Fehlen der Zuschauer ist in dieser Coronasaison sowieso nur noch eine
Randnotiz. Fragen im Vorfeld des 11.Grand Prix der MotoGP gab es zu Hauf. Ist Suzuki im Endspurt der WM der große Favorit? Bekommt Ducati mit Andrea Dovizioso doch noch die Kurve? Hat KTM die Lehren
aus dem ersten, wenig erfolgreichen Aragon- Wochenende gezogen? Schlägt Yamaha im Kampf um die WM zurück und bringt ihren Piloten Fabio Quartararo wieder auf die Siegerstraße? Erste Antworten mussten
die Trainingssitzungen und insbesondere das Qualifying am Samstagnachmittag bringen.
Riesenpleite für Ducati im Zeittraining
Bis wenige Sekunden vor Schluss des zweigeteilten Qualifikationstrainings sah es so aus dass keine der 6 Ducatis den Sprung in das Qualifying der besten 12 schaffen
würde. Johann Zarco auf der privat genannten Esponsorama Ducati war es dann der als einziger einen der Renner aus Bologna in das abschließende Zeittraining der schnellsten 12 Piloten bringen konnte.
Dort schlug sich der Franzose wacker und qualifizierte sich schließlich für die zweite Startreihe auf Startplatz 5. Die prestigeträchtige Pole Position holte sich ein Mann der in der MotoGP dort noch
nie stand - Takaaki Nakagami. Der 28-jährige Japaner in Diensten von LCR Honda war bereits in allen Trainingssitzungen vorne mit dabei und brachte mit der Honda RC123V aus dem Team von Lucio
Cecchinello die perfekte Runde zusammen. Neben ihm für die erste Startreihe qualifizierten sich
Franco Morbidelli/Yamaha und Alex Rins/Suzuki. Die ersten drei des WM-Gesamtklassements
erlebten ein sehr unterschiedliches Abschlusstraining. Während der WM Führende Joan Mir keine ideale Runde zu Stande brachte und lediglich Startplatz 12 okkupierte lief es für die Konkurrenten um den
WM-Titel nicht ganz so schlecht. Mit Startplatz 4 für Maverick Vinales und 6 für Fabio Quartararo haben die beiden Yamaha Teamkollegen gute Chancen wichtige Punkte im Gesamtklassement gut
ergattern.
Morbidelli mischt sich in WM-Kampf ein
Die Entscheidung um den WM-Titel der MotoGP 2020 wird von Rennen zu Rennen enger und spannender. Drei Grand Prix und damit 75 WM-Punkte stehen noch aus und in der Gesamtwertung liegen die ersten vier
Piloten nur 25 Punkte auseinander. Mit einem Start–Ziel–Sieg brachte sich Franco Morbidelli bei seinem 2. Erfolg in der MotoGP in den Kampf um den Titel seit gestern mit ein.Selbst Andrea Dovizioso
hat mit 109 Punkten noch die Chance dem Gesamtführenden Joan Mir (137 Punkte ) gefährlich zu werden. Dazu allerdings müsste Ducati-Pilot Dovizioso die große Stärke von Suzuki-Pilot Mir übernehmen –
Konstanz und die Gabe regelmäßig vordere Plätze einzufahren. Diese Gabe zeigte Mir beim 2. Rennen in Aragon innerhalb einer Woche wieder einmal in Perfektion. Da sich der Moto3 Weltmeister von 2017
nur für Startplatz 12 qualifizierte kam er für den Sieg nur noch bedingt in Frage. Doch mit konstant schnellen Rundenzeiten pflügte der Spanier durchs Feld um in Runde 10 den dritten Platz zu
übernehmen. Damit war allerdings das Ende für Mir erreicht denn an der Spitze des Feldes lagen Franco Morbidelli/Yamaha und Alex Rins/Suzuki, der Gewinner aus der Vorwoche. Die beiden setzten sich
vom Start weg an die Spitze und zogen über die Renndistanz von 23 Runden souverän und überlegen ihre Bahnen um in dieser Reihenfolge auch ins Ziel zu kommen. Der Kampf um den Sieg war in diesem
Rennen also nicht von Spannung und Dramatik gezeichnet - dies wurde in der Aufholjagd von KTM-Mann Pol Espargaro geboten der sich von Startplatz 9 bis auf Rang 4 im Endklassement vorkämpfen konnte.
Teamkollege Miguel Oliveira machte es nur unwesentlich schlechter – er fuhr von Startplatz 8 auf Platz 6 ins Ziel. Geheimfavorit und Polesetter Nakagami schmiss seine Honda bereits in der 3. Kurve
nach dem Start in den Kies, Alex Marquez tat es ihm gleich in Runde 14. In zwei Wochen geht die MotoGP mit einem weiteren Doppel Grand-Prix in Valencia in ihre vorentscheidende
Phase
Text: Hartmut Reuschel Bild: moto-foto
Super Show ohne die Superstars !!
Das Motorland Aragon, zwischen den beiden Metropolen Madrid und Barcelona gelegen, ist die 4. Rennstrecke auf der in dieser Saison eine Doppelveranstaltung der MotoGP stattfindet. Wie zuvor bereits
in Jerez/Spanien, Spielberg/Österreich und Misano/Italien finden an zwei Wochenenden hintereinander die Rennen um die Motorradweltmeisterschaft statt. Gestern führte die MotoGP ihr 10. Rennen in
dieser Saison durch, Lauf 11 wird dann am kommenden Sonntag folgen. Im Vorfeld hatten die Veranstalter einige Rückschläge zu verdauen. So kam es nicht zum Comeback von Weltmeister Marc Marquez wie
von einigen spanischen Medien im Laufe der Woche in Aussicht gestellt wurde. Am Donnerstag dann die Meldung dass Mr. MotoGP Valentino Rossi im heimischen Tavullia wegen eines positiven Covid Tests in
Quarantäne sei und nicht nach Spanien reisen konnte. Doch auch das Fernbleiben der beiden Superstars konnte nicht verhindern dass den Zuschauern eine spektakuläre Show geboten wurde.
Yamaha überzeugt erneut im Zeittraining
Die nach Rossis Ausfall auf drei Mann zusammengeschrumpfte Yamaha-Fraktion schlug sich im Zeittraining wie gewohnt stark. Quartararo, Vinales und Morbidelli lieferten sich einen Kampf innerhalb
weniger Hundertstel Sekunden Abstand, lediglich die Ducati von Jack Miller und die Honda von Cal Crutchlow konnte noch mithalten. Während die Chancen von WM-Kandidat Andrea Dovizioso mit Startplatz
13 weiter sanken festigte Quartararo seine WM-Hoffnungen mit der Pole Position, 4/100 vor Teamkollege Maverick Vinales. Eine gute 3. Startposition erkämpfte sich LCR-Hondapilot Cal Crutchlow. Für
Hondatester und Marquez Ersatzmann Stefan Bradl lief das Training eher enttäuschend. Mit 1.49.166 Minuten sprang für den Zahlinger nur der letzte Startplatz heraus.
Suzuki triumphiert – Yamaha enttäuscht
WM-Leader Fabio Quartararo erlebte in Aragon die bislang dunkelste Stunde seiner noch jungen MotoGP-Karriere. Nach einem guten Start kam er als zweiter hinter Markenkollege Maverick Vinales aus der
ersten Runde Zurück. Als sich mit Morbidelli die dritte Yamaha M1 zu dem Führungsduo gesellte sah es für die Marke mit den drei Stimmgabeln im Logo nach einem großen Rennsonntag aus. Doch ab Runde 5
begann das Drama um Yamaha. Quartararo fiel Platz um Platz zurück, Vinales büßte seine Führung in Runde 7 ein und Morbidelli war an Runde 9 nur noch auf Platz 5 zu finden. An der Spitze zog der von
Startplatz 10 ins Rennen gegangene Alex Rins / Suzuki souverän seine Bahn, Teamkollege Joan Mir sorgte ab Runde 13 für eine Suzuki Doppelführung. Dann folgte die große Show des Alex Marquez. Der
jüngere Bruder des Multiweltmeisters Marc Marquez steuerte seine Honda RC213V innerhalb weniger Runden spektakulär von Platz 9 bis auf 2 vor und jagte dann zusammen mit Rins im Minimalabstand um den
5,0 77 Km langen Kurs im Motorland Aragon. Kurve um Kurve schob sich die Honda näher an die Suzuki heran doch Rins konterte die Überholversuche meisterhaft. Auch in der letzten Kurve
vor dem Ziel setzte Marquez nochmals zu einer Attacke an doch die wenigen Meter Vorsprung reichten Rins um seine GSX-RR mit 0,26 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie zu bringen. Dritter Mann auf dem
Podest wurde Joan Mir der nun die WM-Wertung mit 125 Punkten vor Quartararo ( 115 ) und Vinales ( 109 ) anführt. Eine der spannendsten WM- Entscheidungen der letzten Jahre wird nun in den letzten
vier Rennen fallen.
Text: Hartmut Reuschel Bild: moto-foto
Danilo Petrucci gewinnt das Regenrennen in Le Mans
Die Motorsportszene ächzt unter den veränderten Bedingungen der Coronapandemie. Ein komplett veränderter Terminkalender, erschwerte Bedingungen bei An und Abreise von Teams und Fahrern,
sowie keine oder nur wenig Zuschauer an den Strecken. Am vergangenen Wochenende kam dann noch das schlechte Wetter dazu dass sowohl die Kollegen aus der Formel 1 am Nürburgring als auch den MotoGP Piloten in Le Mans schwer zusetzte. 12 Grad Lufttemperatur und nasser Asphalt
sind eigentlich keine guten Voraussetzungen für eine Motorradrennen – die MotoGP belehrte wieder einmal alle eines besseren und lieferte am Sonntagmittag eine grandiose Show!
Starke Leistung von Ducati im Zeittraining
Der Circuit Bugatti, die kürzere der beiden Le Mans Pisten, gilt nicht als reine Powerstrecke und kommt so nach Expertenmeinung eher Yamaha oder Suzuki entgegen. Tatsächlich holte sich die Yamaha Speerspitze Fabio Quartararo am Samstagnachmittag die Pole Position, doch mit Miller (2), Petrucci (3) und Dovizioso (6) qualifizierten sich auch drei Ducatis für die beiden ersten Startreihen. Komplettiert wurden diese noch durch Hondapilot Cal Crutchlow (4) und Maverick Vinales/Yamaha (5). Hondas Testfahrer Stefan Bradl, der ein weiteres Mal den immer noch verletzten Weltmeister Marc Marquez beim Repsolteam ersetzt fuhr auf Startplatz 21.
Yamaha erlebt ein Desaster – Ducati gewinnt!
Als das Feld der MotoGP Piloten nur wenige Augenblicke nach dem Start auf die erste Kurve
zuschoß gab es für das siegverwöhnte Yamahateam bereits den ersten Dämpfer – Valentino Rossi rutschte auf der nassen Fahrbahn aus und musste das Rennen aufgeben. Währden sich an der Spitze die drei
Ducatis GP 20 von Petrucci, Miller und Dovizioso leicht vom Feld absetzen konnten erlebte Polesetter Quartarao sein blaues Wunder - Runde um Runde wurde er zurückgereicht und fand sich mitsamt seiner
M1 nach dem ersten Renndrittel auf Postion 11 wieder. Noch schlimmer erwischte es Teamkollege Francesco Morbidelli. Er schied durch Sturz in Runde 16 aus. Während die Sorgenfalten bei Yamaha Teamchef
Lin Jarvis dadurch nicht kleiner wurden gab es in der Nachbarbox strahlende Gesichter. Ducati Technikchef Gigi Dall´igna sah einen souverän in Führung liegenden Danilo Petrucci während der
Teamkollege, Vizeweltmeister Andrea Dovizioso,
sich anschickte in einem harten Kampf gegen Alex Marquez und Pol Espargaro auf das Podest zu fahren. Einzig der Ausfall von Jack Miller auf Grund eines technischen Defektes in Runde 19 trübte die gute Laune bei Ducati etwas. Derweil zeigte der jüngere der beiden Marquez-Brüder, Alex, zum ersten Mal in der MotoGP was in ihm steckt. Er ließ sich vom dreifachen Vizeweltmeister nicht aus der Ruhe bringen und sicherte sich völlig überraschend Platz 2. Doch auch Rang 3 war Dovizioso gestern nicht vergönnt, in der letzten Runde ging Pol Espargaro an der Ducati mit der Nummer 9 vorbei und erreichte damit Rang 3. So wurde in die KTM Erfolgsgeschichte für 2020 ein weiteres Kapitel geschrieben. Starker Fünfter wurde Johan Zarco auf der privaten Ducati von Esponsroma Racing während sich der WM-Führende Fabio Quartararo mit Platz 9 begnügen musste. Damit lag der Franzose noch einen Platz hinter Stefan Bradl der mit Rang 8 seine ersten WM-Punkte 2020 holte und zum erstem Mal in dieser Saison auf dem Bike von Marc Marquez mit einer guten Leistung überzeugen konnte.
Text: Hartmut Reuschel Bild: moto-foto