Weltmeister Honda weiter in der Krise
In Misano an der italienischen Adriaküste galt dasselbe wie schon zuvor in Jerez / Spanien und Spielberg / Österreich – auf der Rennstrecke von Misano fanden im Rahmen der diesjährigen Motorrad- WM 2 Läufe der MotoGP innerhalb einer Woche statt. Im Gegensatz zu den Doppelveranstaltungen in Spanien und Österreich wurde zweimal vor Zuschauern gefahren – 10.000 Fans durften pro Renntag auf die Tribünen. So versucht man in der Motorradweltmeisterschaft wieder langsam zur Normalität zurückzukehren. Eine Normalität die dem Weltmeisterteam von Repsol Honda komplett abhandengekommen ist. Nachdem das Team mit seinem Vorzeigepiloten Marc Marquez die letzten Jahre die WM dominierte verkommt die Saison 2020 für Honda zum Alptraum. Weltmeister Marquez hat sich beim Saisonauftakt langzeitverletzt, der zweite Pilot im Team, Marcs Bruder Alex Marquez, ist mit der RC213V nicht konkurrenzfähig. Hondafahrer Cal Crutchlow, Grand Prix- Sieger im Team LCR, kann für Honda die Kastanien auch nicht aus dem Feuer holen, der Engländer hat eine Armoperation hinter sich und fällt ebenfalls aus. Am vergangenen Freitagvormittag hat sich zudem noch Honda Ersatzfahrer  Stefan Bradl nicht einsatzfähig gemeldet – auch bei ihm wurde ein Eingriff im Arm vorgenommen der einen Start nicht zuließ. So blieb dem ruhmreichen Hersteller aus Japan nur noch Takaaki Nakagami der jedoch im Qualifying stürzte und nur Startplatz 12 erreichte.
Ein Krimi im Kampf um die Startaufstellung
spielte sich im Qualifikationstraining ab. Mit Quartararo, Vinales und Rossi waren drei Yamahapiloten immer in Reichweite der Pole Position, dazu nahmen Miller und Bagnaia mit ihren Ducatis sowie die beiden KTM Piloten Binder und Pol Espargaro die erste Startreihe ins Visier. Immer wieder wechselten die Namen an der Spitze der Zeitentabelle , letztlich stand Francesco Bagnaia ganz oben – nur um wenige Augenblicke nach Trainingsende auf Platz 5 zurückgestuft zu werden. Der Ducatimann hat gegen das sog. Tracklimit überschritten und wurde dafür regelkonform nach hinten versetzt. So stand mit Maverick Vinales doch wieder eine Yamaha auf der Position des Trainingsschnellsten – genau wie in der Woche zuvor. Jack Miller auf Startplatz 2 und Fabio Quartararo ( Yamaha) vervollständigten die erste Startreihe. Für die KTM´s blieben die Startplätze 4 ( Espargaro) und 6 (Binder) während sich Altmeister Rossi Startplatz 7 einreihte.
Bagnaia wirft den Sieg weg!
War das Qualifying ein Krimi lief das Rennen selbst eher gemächlich und für hartgesottene MotoGP Experten erstaunlich unspektakulär ab. Nachdem sich das Feld pünktlich um 14:00 Uhr auf die 27 Rundenhatz machte war es ausgerechnet der Local Hero Valentino Rossi der sich in Runde 2 unsanft mitsamt seiner Yamaha M1 abgelegt und sich so aller Chancen beraubt. Als dann Ducati Pilot Francesco Bagnaia in Runde 6 die Führung übernahm und diese Zehntel um Zehntel ausbauen konnte schien die Entscheidung im Grand Prix der Emilia Romagna – oder kurz Misano 2 – gefallen zu sein. Doch in Runde 21 wollte der junge Mann aus der VR46 Akademie zu viel - seine Ducati überschlägt sich im Kiesbett und für Bagnaia ist der Traum vom Heimsieg zu Ende. Die Führung erbt Maverick Vinales der sich diese Einladung nicht entgehen ließ und seinen ersten Saisonsieg 2020 feiern konnte. Zweiter wurde nach einem starken Finish Joan Mir (Suzuki) vor der KTM von Pol Espargaro. Obwohl Fabio Quartararo vor dem Spanier ins Ziel kam nahm der KTM Pilot den Pokal für Platz 3 entgegen da Quartararo unmittelbar nach der Zieldurchfahrt mit einer 3 Sekundenstrafe für gefährliches Überholen von der Rennleitung belegt wurde.

Text: Hartmut Reuschel Bild : moto-foto

 

Rossi verpasst sein 200. Podium in der Motorrad – WM
Zur einer weiteren Doppelveranstaltung traten am vergangen Wochenende die MotoGP-Piloten im Rahmen der Motorradweltmeisterschaft 2020 an. Auf dem World Circuit Marco Simoncelli unweit des Urlaubsortes Misano an der italienischen Adriaküste ging der 6. Lauf der diesjährigen WM über die Bühne bevor es am kommenden Wochenende an gleicher Stelle zu Lauf 7 kommen wird.
Zum ersten mal in dieser Saison durften wieder Zuschauer an die Strecke. Die Regierung in Italien genehmigte 10.000 Zuschauer die über sämtliche Tribünen rund um die Strecke verteilt wurden.

 

Yamaha dominiert das Qualifying
Als die Teams am Donnerstag anreisten und die Fahrer die ersten Interviews gaben wurde vor allem von den Yamahapiloten Kritik am Management des japanischen Herstellers laut. Grund dafür waren die Testfahrten die im Juli auf dem World Circuit stattfanden und bei denen Yamaha durch Abwesenheit glänzte während die Konkurrenz beinahe vollständig mit ihren Testteams vertreten war. War es nun der Frust der Yamaha Fahrer war oder passte die M1 einfach perfekt zu der Strecke – die vier Yamahas M1 belegten im Zeittraining die Plätze 1-4 und sorgten damit für die totale Dominanz am Samstagnachmittag. Maverick Vinales holte sich die Pole Position, neben ihm in Startreihe 1 standen Franco Morbidelli und Fabio Quartararo während sich Altmeister Valentino Rossi den vierten Startplatz gönnte. Beste Nicht-Yamaha war die Ducati GP 20 vom Australier Jack Miller auf Startplatz 5.
 

Und wieder ein neuer MotoGP Sieger – Franco Morbidelli
Die 27 Runden auf dem 4,226 KM langen Kurs an der Adria waren superspannd – allerdings nur im Kampf um den zweiten Platz. Morbidelli als Sieger des Rennens stand für MotoGP Verhältnisse relativ früh fest. Perfekt gestartet hat der Zögling von Valentino Rossi sofort die Spitze des Feldes übernommen, gefolgt von seinem Lehrmeister, dann folgte Jack Miller sowie das Yamahaduo Quartararo und Vinales. Als der WM Führende Fabio Quartararo in Runde 7 stürzte hatte sich Teamkollege Morbidelli bereits ein kleines Polster auf Rossi herausgefahren der sich zunehmend dem Druck von Miller, den Suzukifahrern Rins und Mir sowie Millers Teamkollegen Bagnaia ausgesetzt sah. Im Stil eines erfahrenen Routiniers zog Franco Morbidelli in Führung liegend seine Runden während es im Kampf um Platz 2 hitzig wurde. Immer stärker wurde Mr. MotoGP Valentino Rossi bedrängt bevor er in Runde 20 Ducatipilot Bagnaia vorbeilassen musste. Mit allen Mitteln versuchte Rossi seinen 200. Podestplatz in der Motorradweltmeisterschaft abzusichern doch in der vorletzten Runde war er gegen einen Angriff von Joan Mir machtlos. Die 10.000 Zuschauer, vorwiegend Rossifans, stöhnten laut auf als sich die Suzuki an der Yamaha M1 vorbeischob. So blieb für den Lokalmatador letztlich noch Platz 4 übrig. Während das erfolgsverwöhnte Repsol Honda Team mit den Plätzen 17 ( A.Marquez) und 18 ( Bradl ) ein neuerliches Desaster erlebte übernahm Andrea Dovizioso (Ducati) mit seinem 7. Platz die Gesamtführung in der Motorradweltmeisterschaft. In der Yamahabox wurde indes kräftig gefeiert – Morbidelli ist nach Quartararo, Binder und Oliveira der 4. Pilot der in dieser Saison seinen Premierensieg in der MotoGP Klasse erreichen konnte.

 

Text: Hartmut Reuschel Bild: moto-foto